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Torsten Meyer

Zur Bedeutung der 'kleinen Warenproduktion' im technologisch-staatswissenschaftlichen Diskurs des ausgehenden 18. Jahrhunderts

Mit ihrer Fixierung auf technische und arbeitsorganisatorische "Fortschritte" hat die Technikgeschichte lange Zeit die Relevanz der kleinen Warenproduktion - des zünftischen Handwerks - für die frühe Neuzeit marginalisiert; weniger in volkswirtschaftlicher, denn in technischer Hinsicht. Für die staatswissenschaftlich orientierten deutschen Technologen des späten 18. Jahrhunderts hingegen kann eine gegenteilige Auffassung konstatiert werden. Sie sahen gerade im zünftischen Handwerk ein gesellschaftlich relevantes Potential technischen Wissens, das sich über Jahrhunderte akkumuliert hatte und nunmehr abgeschöpft werden sollte und mußte.
Daß die kleine Warenproduktion in das Blickfeld des technologischen Diskurses geriet, liegt nicht, wie die einschlägige Forschung (Timm, Troitzsch und Weber) behauptet, an der reformabsolutistischen Stoßrichtung der Technologie - selbige kann aufgrund des staatstheoretischen und -wissenschaftlichen Fundaments des technologischen Diskurses bereits bezweifelt werden. Bedeutsamer wirkte sich das Technik-Modell, das dem technologischen Diskurs zugrunde lag, aus. Eindeutig fixiert auf die Produktionstechnik und verbunden mit den grundsätzlichen wachstumstheoretischen Annahmen der Staatswissenschaften blieb den Technologen gar nicht anderes übrig, als sich intensivst der kleinen Warenproduktion anzunehmen.

Hieraus resultierte einerseits die Kritik an der zünftischen Organisation, die nach Meinung der Technologen die gesellschaftliche Relevanz des technisch-handwerklichen Potentials fesselte, andererseits zugleich die gesellschaftliche Aufwertung des kleinen Warenproduzenten selbst.