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Juliane Mikoletzky
Zur Vermittlung mathematischen und naturwissenschaftlich-technischen Wissens an Frauen: Das Beispiel Österreichs im 19. Jahrhundert

Die - meist als geschlechtsspezifisch interpretierte - angebliche »Technikferne« von Mädchen/Frauen, ihre geringe Neigung bzw. Eignung zu mathematischen und naturwissenschaftlich-technischen Fächern/Berufen, werden heute noch weithin als gegeben angenommen. Bei näherem Zusehen entpuppt sich dieses Phänomen allerdings als eine historisch recht junge Erscheinung, bei deren Herausbildung offenbar (zumindest auch) bildungspolitische Strategien eine Rolle gespielt haben.

Am Beispiel Österreichs, das im 19. Jahrhundert über einige der ältesten und international vorbildlichen Institutionen höherer technischer Bildung, zugleich aber über ein notorisch unterentwickeltes Mädchenschulwesen verfügte und wo Frauen erst sehr spät, nach Ende des Ersten Weltkrieges (1919) die Zulassung zum Studium an Technischen Hochschulen erhielten, sollen einige Aspekte dieses Prozesses erhellt werden.

Darzustellen wäre zunächst, welche Angebote und Möglichkeiten es für Mädchen und Frauen unter den gegebenen Umständen gab, um außerhalb des vielzitierten und sicher auch relevanten »Mitlernens« beim allfälligen häuslichen Unterricht ihrer Brüder mit mathematischen und naturwissenschaftlich-technischen Wissensgebieten vertraut zu werden. Die Palette reichte hier im Laufe des Jahrhunderts von eigens »für Damen« verfaßten »Sachbüchern« zu naturwissenschaftlichen Disziplinen über öffentliche Vorlesungen und Vorträge bis zur Einführung relevanter Gegenstände in den regulären Schulunterricht. Darüber hinaus wird zu untersuchen sein, wann, in welcher Stärke und mit welcher Motivation gerade in der zuletzt genannten Beziehung gegenläufige Tendenzen ins Werk gesetzt wurden. Schließlich wäre auch zu fragen, inwieweit die vermittelten Inhalte die durchgehend erkennbare Präferenz der ersten Generationen von Technikstudentinnen für einige wenige Fächer (Chemie, Architektur) beeinflußt haben.