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Ersatzstoffe. Rohstoffpolitik und Werkstofftechnik der Metalle in Deutschland im 20. Jahrhundert

Ökonomischer Nationalismus, wirtschaftliche  Autarkie und Krieg gefährdeten immer schon die Rohstoffversorgung von Volkswirtschaften. Je ärmer an Rohstoffen, je stärker industrialisiert und je außenhandelsabhängiger, desto knapper wurde die Rohstoffdecke einer Volkswirtschaft. Staatskontrolle, das Sparen, der Neuaufschluss inländischer Ressourcen, Wiederverwertung und das Ersetzen von Werkstoffen, die auf ausländischen Rohstoffen basierten durch solche aus inländischen Rohstoffen waren geläufige Gegenstrategien. Deutschland galt als Land einer "Ersatzstoffkultur".

Die Studie untersucht die Ausprägungen dieser Strategien in Deutschland und im internationalen Vergleich während des Ersten Weltkrieges und während der Zeit des Nationalsozialismus am Beispiel von Stahl und Eisen sowie Nichteisenmetallen. Betrachtet werden dabei vor allem die Anstrengungen staatlicher und privater Forschungsorganisationen, etwa von der DFG über die metallverarbeitende und Elektro-Industrie bis hin zu gewerblichen Arbeitsgemeinschaften. Der Untersuchungsrahmen spannt sich jedoch bis zum Ende der Wertschöpfungskette, an der ja die Werkstoffe für einzelne Fertigprodukte im Rahmen des Konstruktionsprozesses nach vielschichtigen und technikwissenschaftlich orientierten Kriterien ausgewählt werden. Darüber hinaus wird danach gefragt, welche Konjunkturen die Forschung an Werkstoffen und Ersatzstoffen in der Weimarer Republik und in der Bundesrepublik erlebte ("Käfigthese").

Eine These besagt, dass das Werkstoffsparen zwar immer Bestandteil industrieller Rationalisierung darstellte. In Phasen des ökonomischen Nationalismus wurden aber die entsprechenden Parameter aus ideologischen bzw. kriegstechnischen Gründen so weit überzogen, dass selbst Wirkungsgradverluste bei Fertigprodukten in Kauf genommen wurden.  Deutschland war hierbei kein Sonderfall, wohl aber ein Extremfall. Deshalb verschwanden die meisten in diesen Phasen entwickelten Ersatzstoffe/Austauschstoffe nach dem erneuten erlösenden Zugriff auf die Rohstoffe des Weltmarktes wieder von der Tagesordnung. Erst unter diesen Bedingungen entwickelte "Neue Werkstoffe" boten den Produktentwicklern die Chance auf die Nutzung zahlreicher technischer, ökonomischer oder ästhetischer Vorteile.

Das Vorhaben entstand im Rahmen der Forschergruppe "Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1920-1970" und wurde von der DFG gefördert. Siehe:
http://projekte.geschichte.uni-freiburg.de/DFG-Geschichte/Forschungsvorhaben.htm

Dr. Günther Luxbacher

Technische Universität Berlin
Fachbereich Technikgeschichte
Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte
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