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Von Stock- und Kühlfischen zu Fischfilets - Die Industrialisierung des Nahrungsmittels Seefisch (1865-1945)

In den Küstenregionen gehört der Seefisch seit Urzeiten zu den Eiweißträgern der menschlichen Ernährung. Bis ins 19. Jahrhundert war die Versorgung mit dem Lebensmittel Seefisch stark eingeschränkt. Ab den 1860er Jahren vergrößerten neue Fangmethoden nicht nur das Angebot, sondern neue Verfahren der Konservierung machten Fisch zu einem Volksnahrungsmittel des Industriezeitalters. Wesentliche Ursachen dieser Entwicklung lagen in der Herausbildung der Hochseefischerei, der fischindustriellen Verarbeitung, neuer Transportmittel, Werbemaßnahmen sowie der Kühltechnik. Während der Stockfisch das jahrhunderteralte Verfahren der Konservierung symbolisiert, steht das Fischstäbchen für die vollständige Industrialisierung von der Urproduktion zum normierten Endprodukt.
Das Projekt konzentriert sich auf die aktuellen Forschungsergebnisse der technikgeschichtlichen Nahrungs- und Ernährungsforschung und den derzeitigen Stand zur historischen Fischereiforschung. Es versteht sich aber auch als Bindeglied zwischen technik- und kulturhistorischen Ansätzen der Ernährungs- und Nahrungsforschung. Ziel des Projektes ist die historische Gesamtdarstellung des Nahrungsmittels Seefisch von der Urproduktion zu einem industriell gefertigten und weltweit verfügbaren Lebensmittel.
Aus kulturhistorischer Sicht fragt die Arbeit nach dem Stellenwert des Seefisches in Krisenjahren als einem temporären Massennahrungsmittel in Konkurrenz zu den traditionellen Eiweißträger Rind, Schwein und Milchprodukten. Daraus ergibt sich die Frage, ob der vermehrte Seefischkonsum in Krisenzeiten die Voraussetzung für den heutigen Massenkonsum darstellte und sich damit ein Wandel in den Essgewohnheiten erklären lässt.
In den aktuellen Fragestellungen der Technikgeschichte zur Nahrung und Ernährung finden sich die entscheidenden Schnittmengen zum Projekt. Diesbezüglich wird vor dem Hintergrund beteiligter Akteursgruppen bzw. den technischen, wirtschaftlichen und politischen Treibern nach den Innovationen in den Mechanisierungs-, Konservierungs-, Standardisierungs- und Normungsprozessen innerhalb der deutschen Fischwirtschaft gefragt.

Dr. Jan Christoph Greim

Museumsleitung
Museum Moorseer Mühle
Rüstringer Heimatbund e. V.
Butjadinger Straße 132
26954 Nordenham

Tel.: 0 47 31 - 8 89 83
Fax: 0 47 31 - 20 62 80


Veröffentlichungen:
1.    Organisierte Produktion in England. Der Ursprung der Hochseefischerei als Industriezweig, in: Niederdeutsches Heimatblatt, Nr. 741 [9/2011], S. 2.
2.    Der Niedergang der Finkenwerder Segelhochseefischerei durch die Einführung des Fischdampfers an der Unterweser (1885-1908), in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern, Nr. 90 [2011], S. 87-102.

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