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Diskurse digitaler Vernetzung am Beispiel des Bildschirmtextes, 1977–2001

Die aktuelle zeithistorische Forschung hat in zahlreichen Studien den soziokulturellen und ökonomischen Strukturwandel der „langen“ 1970er Jahre herausgearbeitet. Gleichzeitig verdichten sich die Belege, dass die Planungs- und Fortschrittseuphorie der vergangenen Jahrzehnte nur kurz schwand und sich bereits im Verlauf der 1980er Jahre eine Revitalisierung in gewandelter Form vollzog. Besonders auf dem Feld der digitalen Informationstechnologien fiel dieser neue Fortschrittsoptimismus auf fruchtbaren Boden. Die Boykottbewegung gegen die geplante Volkszählung 1983 – der Protest richtete sich vor allem gegen den computergestützten Abgleich der Erhebungsdaten mit den Melderegistern – bildete zugegeben einen Höhepunkt der Technikkritik in der Bundesrepublik Deutschland. Die öffentliche Debatte verlor allerdings bereits im „Orwelljahr“ 1984 rasch an Brisanz und Breite. So konnte sich im Bereich der digitalen Kommunikations- und Vernetzungstechnologien schnell wieder ein resoluter Fortschrittsglaube entwickeln. Die Vision einer digital-vernetzten Welt wurde dabei elementar getragen von dem Vertrauen in die prinzipielle „Gutartigkeit“ des Netzes und dem Versprechen einer besseren Zukunft. In dieser Zeit fand auch die zentrale Planung, Entwicklung und Einführung des Bildschirmtextes (Btx) durch die Deutsche Bundespost statt – eine Technologie, heute häufig als gescheiterte Frühform des Internets beschrieben, welche mit dem Anspruch antrat, als „neues Medium“ eine Kommunikationsrevolution auszulösen. Die Untersuchung der Debatten um die Ein- und Ausführung von Btx versprechen neue Erkenntnisse im Spannungsfeld von staatlicher Planung, öffentlicher Wahrnehmung und Aneignung von Technologien in dieser Zeit des Wandels.


Hagen Schönrich, M.A.
Technische Universität Dresden
Philosophische Fakultät
Institut für Geschichte
Lehrstuhl für Technik- und Technikwissenschaftsgeschichte
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