Die öffentliche Wahrnehmung der Gentechnik in der Bundesrepublik Deutschland seit den 1960er Jahren
Infolge wegbereitender molekularbiologischer Fortschritte wurde bereits 1962, im Rahmen des sog. Ciba-Symposiums Man and his Future in London, der Umgang mit einer in absehbarer Zukunft kommenden, und den gezielten Eingriff in das Erbgut von Menschen ermöglichenden Technik (Gentechnik) erstmals öffentlich diskutiert.
Den Möglichkeiten, die der gezielte Eingriff in das Erbgut aller Lebewesen mit sich brachte, standen jedoch zahlreiche Ängste vor potentiellen Gefahren gegenüber. Die Furcht vor möglichen ökologischen und ökonomischen, aber vor allem ethischen Auswirkungen waren es, die die Gentechnik bereits in den 60er Jahren zu einer der umstrittensten Techniken werden ließen. Eine Analyse aller bis 2006 geführten bundesdeutschen öffentlichen Diskurse zu den medizinischen und landwirtschaftlichen Anwendungsbereichen bzw. zur Roten und Grünen Gentechnik, soll nicht nur Kontinuitäten und Diskontinuitäten innerhalb der Diskurse, sondern auch bezüglich der beteiligten Akteure aufzeigen. Ein solcher Vergleich erweist sich besonders interessant im Zusammenhang mit der Tatsache, dass die sowohl in der Öffentlichkeit als auch innerhalb der Bevölkerung vehement abgelehnten transgenen Nahrungsmittel bereits Realität geworden sind, während die von beiden Seiten im Vergleich zwar heftig diskutierten, jedoch partiell befürworteten Gentherapien und zahlreiche andere medizinische Anwendungen der Gentechnologie noch weit von einer Einführung entfernt sind. Hier zeigt sich eine Diskrepanz zwischen technologischer Wirklichkeit und öffentlicher Diskussion, die durch eine Analyse der Differenzen beider Diskussionsstränge Aufklärung finden soll.
Dr. Samia Salem
Wissenschaftliche Weiterbildung
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