012.png

Zunächst schön, doch bald schrecklich klein: Karosseriebau in Anpassungsschwierigkeiten

Michael Mende

1926 richtete sich die Firma Budd aus Philadelphia, die seit 1914 mehrere Patente auf die Konstruktion und Fertigung von Karosserien genommen hatte, die ausschließlich aus vorgepreßten und elektrisch miteinander verschweißten Stahlblechteilen bestanden, in Berlin ein. Schon binnen weniger Jahre sollte in ihren Hallen am legendären Flugfeld Johannisthal eine Belegschaft von mehr als 2000 Beschäftigten für viele der damaligen Automobilfirmen wie BMW, Adler oder Hanomag die Aufbauten herstellen. Nur Daimler-Benz, der eine Lizenz auf die Budd-Patente genommen hatte, und Opel, denen es gelungen war, einen Ausweg zu finden, legten sich einen eigenen Karosseriebau zu. Die vielen Hundert demgegenüber recht kleinen Karosseriebaufirmen, von denen bis dahin in entsprechend geringer Stückzahl Karosserien bezogen worden waren, sahen sich bald bedrängt und schließlich, noch in den 1930er Jahren zunehmend auch verdrängt. Von ihnen ist heute faktisch nur noch eine Firma übrig geblieben, ausreichend groß, um ein eigenes Preßwerk und vor allem auch einen eigenen Werkzeugbau zu unterhalten. Allen anderen blieb nur noch eine Frist, bedingt durch die nur allmählich gesteigerte Nachfrage nach Automobilen als einem Massenprodukt, Verzögerungen in der Lieferung geeigneter Bleche in ausreichender Menge, das noch niedrige Niveau der Löhne ihrer Mitarbeiter mit besonderer Qualifikation, die zunächst noch einen Attraktivitätsvorsprung zu sichern vermochte.