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Heike Weber

Die Konstruktion des Nutzers. Mediating von „Mobilitäts-Maschinen“

Innerhalb der „Konstruktion des Nutzers“ fokussiert das Beispiel der tragbaren Geräte die Konstruktion einer bestimmten Nutzung, nämlich die Konstruktion des mobilen technischen Konsums. In Form von Armbanduhr, Radio oder Handy haben tragbare Geräte eine weite Verbreitung während des 20. Jahrhunderts gefunden, und die räumlich unabhängige und möglichst körpernahe Nutzung von technischen Geräten wird als Notwendigkeit für den mobilen Konsumenten des 21. Jahrhunderts angesehen. Dabei können sich die derzeitigen tragbaren Geräte (z.B. „Smartphones“, PDAs, Palmtops) auf Nutzungspraktiken und Bedeutungen beziehen, die in Verbindung mit ihren tragbaren Vorläufern ausgehandelt wurden.

Wegen ihrer spezifischen Nutzungsweise manifestierten sich die Bedeutungen von tragbaren Geräten vor allem auf zwei Ebenen, die im Mediating-Prozeß neu ausgehandelt wurden: Identität und Raum. So war das tragbare Radio (und später der Ghettoblaster) ein unerläßlicher Bestandteil einer bestimmten Jugendkultur; seine ubiquitäre Nutzung stellte akzeptierte Raumkonzepte - hier die Trennung von privatem und öffentlichem Raum - in Frage und ermöglichte den Jugendlichen deren kreative Vermischung und die Neugestaltung von eigenen, kollektiven Erlebnisräumen. Der Walkman diente den Teenagern der 1980er Jahre zu ähnlichen Zwecken; das Aufsetzten der Kopfhörer in öffentlichen Räumen ermöglichte ihnen den Rückzug in eine individuell gestaltbare Gefühlswelt und wurde in der öffentlichen Meinung als ein Zeichen der zunehmenden Atomarisierung der Gesellschaft gedeutet und kritisiert. Zugleich entstand um dieses technische Gerät herum eine neue Nutzergruppe, die sich über einen bestimmten Lifestyle mit den Elementen Jugendlichkeit, Mobilität und Outdoor-Fitness identifizierte. Erst der Mobilitätsanspruch der 90er Jahre, der vor allem in der schnellen Diffusion des Handys seinen Ausdruck fand, führte zum individuellen mobilen Musikkonsum auch der älteren Generationen. Die Erfahrungen solcher Nutzungen, die sich weniger mit technischer Funktionalität denn mit Bedeutungszuschreibungen an den technischen Konsum erklären lassen, führten dazu, daß die Produzenten in Verbindung mit ihren technischen Angeboten inzwischen sehr bewußt auch ein „Image“ oder einen „Lifestyle“ der Nutzer mitkonstruieren, wie es etwa im Fall von Nokia für die Zielgruppe der „Snowboardkids“ geschieht.