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Stefan Ditzen

Brechen, Schleifen, Brennen: Aspekte instrumenteller Bedingungen in den Bildern der frühen Mikroskopie

In der frühen Mikroskopie des 17. Jahrhunderts waren Produktionsverfahren der Linsenfertigung maßgeblich für die Tiefe des Eintritts in den Mikrokosmos. Die "kunsthandwerklichen" Fähigkeiten der Linsenschleifer und Instrumentenbauer eröffneten entweder den Blick in die neuen Welten oder verleiteten durch Aberrationen und Linsenfehler zu vielen Irrungen, die eine Einigung der wissenschaftlichen Gemeinschaft über die mikroskopischen Ansichten erschwerten. Durch die Unwägbarkeit der verwendeten Instrumente in Verbindung mit der schwierigen Handhabung blieb ein Zweifel an der Zuverlässigkeit der eigenen Beobachtung. Hinzu konnte ein Mangel an zeichnerischen Fähigkeiten des Mikroskopikers kommen, so dass es notwendig wurde, den dargestellten Ergebnissen einen weiteren Rückhalt zu verleihen. Dies ermöglichte die Herausbildung einer Bildtradition, in der steten Reproduktion bestimmter mikroskopischer "Ikonen", die über Jahrhunderte hinweg konstant tradiert wurden. Das heißt, dass in solchen regelrechten Bildketten nicht allein die bildliche Qualität der ursprünglichen "Ikonen" zum Ausdruck kommt, sondern ebenso der Zweifel am Vermögen des eigenen Instruments.