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Künstlerisch-experimenteller Vortrag. Daten-Körper-Visualisierungen

Gertrud Schrader

Die Betrachtung der elektronischen Medien hinsichtlich ihrer möglichen Anwendungen oder der Gestaltungen der Oberflächen, greift zu kurz. Denn zu fragen ist nach den Bedingungen und Formen der Kommunikation und der alltäglichen ästhetischen Rezeption, durch Einzelne wie durch die Gesellschaft, die sich in einem Veränderungsprozess befinden. Es geht um Fragen nach dem Selbstverständnis des modernen Subjekts, nach der Rolle des Individuums einschließlich seines Körpers - nach dem Dasein im Zusammenhang mit den gegenwärtigen gesellschaftlichen Veränderungen.

Ich betrachte Medien als einen Bereich gesellschaftlicher Wirklichkeit. Die Fragen nach dem, was wir konkret wahrnehmen, nach dem Verhältnis von "Realität" und "Abbild", nach medialen Wirklichkeitsebenen betrachte ich seit Mitte der 90er Jahre häufig am menschlichen Körper. Ich konkretisiere diese Thematik unter anderem an Veränderungen menschlicher Körperwahrnehmungen und Körperbilder, die im Zusammenhang mit Visualisierungen elektronischer Daten (z.B. aus der Medizin) zu sehen sind. Dabei stehen Fragestellungen nach wahrnehmbaren Veränderungen am neu Beschriebenen im Mittelpunkt meines Interesses. In einem künstlerisch-experimentellen Vortrag formuliere ich auf unterschiedlichen Ebenen Auseinandersetzungen mit Veränderungen von Körperbildern, die im Kontext der Entwicklung der digitalen Technologien stehen.

Medien, als Produzenten von Wirklichkeiten, prägen individuelle wie gesellschaftliche Wahrnehmungs- und Erfahrungsstrukturen. An den Benutzeroberflächen der elektronischen Medien, wird eine Kompatibilität von Repräsentations- und Kommunikationskonventionen aus analogen Traditionen und den digitalen Verarbeitungsprogrammen hergestellt. Es handelt sich um einen Komplex von Transformationen von Signalen, dessen Entwicklung und Gestaltung durch gesellschaftliche Konventionen und durch mediale Eigenstrukturen beeinflusst ist. Die Fortschreibung dominierender Denkschemata und Normen wird in deren Implementierung in den Technologien wirksam. Gesellschaftliche Konstruktionen, darunter auch wissenschaftliche Denkmodelle und individuelle Alltagserfahrungen, werden - immateriell - vergegenständlicht. Die Formulierungs- und die Rezeptionsebenen unterschiedlicher Medien / "Medien-Wirklichkeiten" sind durch jeweils eigene Besonderheiten charakterisiert.