007.png

Daniel Arlaud

Das schwarze Pulver, der Teufel und der Held: eine kulturelle Bewältigung der Kriegsgewalt im 17. Jahrhundert

Die Erzählung des teuflischen Ursprungs des Schiesspulvers gehört zu den wiederkehrenden Motiven der Darstellung der Kriegsgewalt in den meisten Autorengruppen, die an ein Gesamtbild des Krieges mitwirken - Feldprediger, Militärchirurgen und Theoretiker der Kriegskunst. Ziel des Vortrags soll es sein, das Wechselspiel zwischen der Benutzung des Schiess-pulvers auf den Schlachtfeldern und der Darstellung und Rechtfertigung der kriegerischen Gewalt anhand dieser graphischen und literarischen Werke zu beleuchten.

Durch die Darstellung des Teufels im Kriegsgeschehen wird der Krieg im Rahmen einer universalen Heilsgeschichte interpretiert, die den Krieg als Konsequenz des Sündenfalls erklärt. Als Teil des menschlichen Handelns stellt sich daher die Frage nach der Möglichkeit einer zivilisierten Praxis des Krieges, im polemischen Kontext der Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges. Die Inkriminierung des Schiesspulvers erneuert die Fragestellung, indem der Fokus auf die Kriegstechnik gesetzt wird, und daher generell auf die Veränderungen und vermeintlichen Verbesserungen des Krieges. Schiesspulver wird als Zeichen eines modernen Krieges, eines Bruchs mit dem hochgewerteten Krieg der Vergangenheit, gedeutet.

Der neue Krieg, von Handfeuerwaffen und Artillerie verkörpert, wird als Gefährdung der Modelle der individuellen Gewaltmöglichkeiten verstanden. Schiesspulver wird als unheldenhafte Gewaltform verurteilt und stellt daher die Legitimität des Helden in Frage, indem eine anonyme Gewalt in den Vordergrund tritt, die einer passiven Haltung der Kriegsteilnehmer entspricht und die idealisierten Standesunterschiede innerhalb des Militärs unkenntlich macht.

Die positive Wertung des Modells des Opferhelden zu Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts schafft die Bedingungen der Entstehung eines neuen Kriegsparadigmas.