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Brigitta Godt

Frauen an Radargeräten

Frauen im Kriegseinsatz an technischen Geräten zu untersuchen, ist ein Desiderat in der Technikgeschichte und in der Frauengeschichte. Frauen - insbesondere als Nachrichtenhelferinnen - waren an Radargeräten, in der Auswertung der Jägerleitstände und in den Zentralen der Flugabwehr sowie an Flakgeräten (Flugabwehrkanonen) tätig. In vielen Bereichen ersetzten sie die Männer, die an die Front abberufen wurden. Die Frauen fanden sich selbst an einer Front wieder, nahmen sie doch während ihres Dienstes an den Geräten teil an den Kämpfen in der Luft. Außerdem waren sie in den Radarstellungen gegnerischen Angriffen ausgesetzt. Daraus ergibt sich die Frage nach ihrem eigenen "Fronterlebnis". In kurzen Einweisungen oder Ausbildungen erlernten die Frauen den Umgang mit der Technik, deren Beherrschung ihnen in der Regel gut gelang. Diese Untersuchung anhand von fünf Werdegängen von Nachrichtenhelferinnen läßt jedoch auch darauf schließen, daß sie ihr erworbenes technisches Verständnis nicht mit in ihr späteres Leben nach dem Krieg übernahmen.

In den Bereichen, die einen technisch dominierten Charakter hatten, wie es teilweise in den Nachrichtenzentralen der Fall war, aber besonders für den Dienst direkt an den Radargeräten oder an der Flak zutraf, stellte sich die Frage, wie die Frauen auf diese Tätigkeitsbereiche reagierten. Sie arbeiteten zum einen mit technischen Geräten, die teilweise komplexe Handhabung forderten und waren zum anderen dicht an die Front geraten, an der sonst nur Männer anzutreffen waren. Beide Bereiche waren in dieser Form neu für die Frauen und bisher Männern vorbehalten gewesen. In Bezug werden diese Fragen zu den Erinnerungen von männlichen Luftwaffenhelfern gesetzt, die als Oberschüler zu Funkmeßspezialisten ausgebildet wurden.

Spielte der vermehrte Umgang mit Kriegstechnik für die Frauen eine Rolle, oder handelte es sich vor allem um einen "Job", der gemacht werden mußte? Inwiefern unterschieden sich ihre Tätigkeiten von denen, die die männlichen Luftwaffenhelfer ausübten? Erfüllten die Frauen ihre Aufgaben, die ihnen übertragen worden waren? Waren technische Vorkenntnisse notwendig? Wie wurden die Frauen geschult? Gaben ihre Tätigkeiten im Krieg ihrem späteren Leben eine besondere Richtung vor? Wie nahmen sie das "Fronterlebnis" war, d.h. welchen Belastungen und Gefahren waren sie ausgesetzt? Was erlebten also die Frauen im Krieg und was erlebten die Männer? Welche Unterschiede werden für diese beiden Gruppen deutlich? Waren die Frauen sich der Grenzüberschreitungen in männliche Bereiche gewahr? Welche Geschlechterrollen nahmen sie im Krieg und dann später im Frieden ein? Für die Beantwortung dieser Fragen werden in dem Referat einige Bereiche des Dienst- und Lebensumfeldes der Frauen und der jungen Männer näher vorgestellt. Es handelt sich hierbei um die Ausbildung, die Tätigkeiten an sich, einige Lebensumstände und die Gefahr, in der sich beide Gruppen durch ihre Tätigkeit befanden.