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Wolfgang König

Kaiser - Technik - Krieg: Wilhelm II. und die Förderung ziviler und militärischer Techniken

Wilhelm II. gilt den Historikern als eine ambivalente Persönlichkeit. Mit seinen Ansprüchen, ein Herrscher von Gottes Gnaden zu sein und ein "persönliches Regiment" zu führen, mit seiner Missachtung des Parlaments und seinem borussischen Herrschaftskult wollte er ver-gangene Zeiten wieder beleben. Mit seinen Interessen für Technik und Industrie und seiner populistischen Präsenz in der Öffentlichkeit stand er für die Moderne. Strittig ist zudem, inwieweit es ihm gelang, seine Vorstellungen politisch umzusetzen. Während Hans-Ulrich Wehler ihm das Attribut eines bloßen "Schattenkaisers" verleiht, vertritt John C. G. Röhl die Auffassung, dass er seinen Anspruch einer persönlichen Führung der Politik vielfach eingelöst habe.

Der Vortrag wird den Einfluss Wilhelms in verschiedenen Technikfeldern skizzieren, wobei militärisch nutzbare Techniken im Mittelpunkt stehen. Besonderes Augenmerk wird auf Dual-use-Techniken gelegt, die also sowohl für zivile wie für militärische Zwecke genutzt werden konnten. Hierzu gehören die Eisenbahnen und die Kanäle, der Schiffbau, das Automobil, das Flugzeug und der Zeppelin sowie der Funk. Welchen Stellenwert hatten bei den einschlägigen kaiserlichen Initiativen militärische und zivile Motive? Wie waren sie verknüpft? Lassen sich Veränderungen über die Zeitachse feststellen?

Die Ergebnisse werden in die Interpretationen des wilhelminischen Kaiserreichs als Militärstaat sowie als Industriestaat eingeordnet.