013.png

Petra Schaper-Rinkel

Neue Technologien - alte Mythen: Kriegstechnologien in der Zukunftsforschung

Der Mythos der zukünftigen Unverwundbarkeit durch überlegene Technologien zieht sich durch die Zukunftsprognostik und -forschung des 20. Jahrhunderts und des beginnenden 21. Jahrhunderts. Szenarien und Bilder von zukünftigen Kriegstechnologien sind darauf ausgerichtet, ein steigendes Maß an Sicherheit durch neue Technologien für die jeweils eigenen Militärangehörigen zu demonstrieren. Sie dienen auch der Legitimierung der jeweils aktuellen militärischen Forschung und Entwicklung. In dem Beitrag werden historische Diskurse zukünftiger Kriegstechnologien und aktuelle Diskurse und Programme analysiert und verglichen. Während viele Jahrzehnte in der Zukunftsforschung und -prognostik die Kriegsführung aus der Luft im Mittelpunkt stand, konzentrieren sich aktuelle Diskurse auf eine Konvergenz von Nano-, Bio- und Informationstechnologie (NBIC - Nano-Bio-Info-Cogno).

Verschiedene Stränge technologischer Entwicklung ziehen sich dabei durch die Zukunftsszenarien:

Zum einen Technologien der Fernsteuerung von Waffensystemen und damit eine steigende Entfernung zwischen dem Ort der Wirkung von Waffen und dem Aufenthalt derer, die die Waffe auslösen und steuern (von ferngelenkten Kugelballons bis zu ferngesteuerten Waffensystemen).

Des Weiteren der zunehmend spezifische Einsatz von Biotechnologien von den Anfängen bakteriologischer Kriegsführung, die lediglich territorial begrenzt war, bis zur militärischen Anwendung von Forschungen aus der individualisierten Molekularmedizin zur Entwicklung selektiver chemischer oder biologischer Kampfstoffe, die nur Personen mit spezifischen genetischen Eigenschaften treffen.

Zudem die Steigerung der Leistungsfähigkeit und 'Sicherheit' des individuellen Soldaten durch technische Ausrüstung (Augmented Cognition, Sensoren) bis zur direkten technologischen Aufrüstung durch Implantate und direkte Gehirn-Maschine-Schnittstellen.