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Technikkommunikation: Von der Gentechnik zu den Nanowissenschaften

Monika Kurath

Mit Nanowissenschaften und -technologien formiert sich zurzeit ein Gebiet, das umfassende
Erwartungen an sein Entwicklungspotenzial generiert und weltweit Mittel in Milliardenhöhe
bindet. Durch eine vage Definition und Eingrenzung des Feldes lässt sich jedoch bis anhin – mit
Ausnahme der industriellen Herstellung von Nanomaterialien für unterschiedliche Anwendungen
– wenig Konkretes bezüglich ihres Umsetzungspotenzials aussagen. Dennoch haben sowohl in
die Technologieentwicklung und -anwendung involvierte gesellschaftliche Akteure als auch
Organisationen, die sich der Dialogförderung widmen angefangen, unterschiedliche
kommunikative Aktivitäten anzuregen, deren Ziel es ist, Chancen und Potenziale der
Nanowissenschaften und -technologien einer breiten Öffentlichkeit(1) zu vermitteln. Hierbei hat
sich ein eigentlicher Deliberationsmarkt entwickelt, indem in verschiedenen Foren
unterschiedlichen Akteuren Platz eingeräumt und über Risiken verhandelt wird.

Durch einen diskursanalytischen Vergleich mit Kommunikationskulturen im Gentechnik-Diskurs
soll aufgezeigt werden, wie ein Wandel der Technik-Kommunikation von einem reaktiven zu
einem proaktiven Diskurs stattgefunden hat. Genährt durch die im Gentechnik-Diskurs erlittene
Traumatisierung der mangelnden öffentlichen Akzeptanz insbesondere landwirtschaftlicher
Anwendungen, scheint bei den in die Entwicklung und Umsetzung der Technologie involvierten
gesellschaftlichen Institutionen ein Bedürfnis vorzuliegen, mit möglichst früh angesetzter
Kommunikation öffentliche Zustimmung zu den Nanotechnologien zu schaffen. Wurden im
Bereich der Gentechnik noch Chancen und Gefahren konkreter Produkte wie die Aussaat
gentechnisch veränderter Pflanzen oder Gentherapien verhandelt, finden im Bereich der
Nanowissenschaften und –technologien gesellschaftliche Deliberationsaktivitäten statt, bevor die
Technik überhaupt Gestalt in Form von Anwendungen angenommen hat. Während dies mit dem
Argument begrüsst wird, dass so potenzielle Risiken einer Technologie frühzeitig erkannt und
gesellschaftlich ausgehandelt werden, kann die Tendenz zur gesellschaftlichen Kommunikation
über und die Verhandlung von Technologien in einem immer früheren Stadium ihrer
Entwicklung jedoch auch dazu beitragen, die Technikkommunikation als Instrument der
öffentlichen Diskussion ad absurdum zu führen.

(1) Öffentlichkeit wird hier analog zum Ausschreibungstext im Sinne von Gesellschaftsmitgliedern
verstanden, die sich in unterschiedlichen Rollen und mit unterschiedlichem Einfluss aktiv oder
passiv an der Einschätzung und Bewertung von Technologien beteiligen.