004.png

Dorothee Serries

Visionen in Vitrinen. Zum Wandel der Vorstellung von Öffentlichkeit im
Spiegel der Konzepte bundesdeutscher Technikmuseen der 1950er bis 1980er Jahre


Der Vortrag geht der Frage nach, wie die Akteure in bundesdeutschen Technikmuseen der
Nachkriegszeit Veränderungen in der Einstellung zu Technik und Fortschritt in der Öffentlichkeit
wahrnahmen und in ihren Überlegungen zur Ausstellungsplanung umzusetzen versuchten.
Technikmuseen als Orte der Technikvermittlung spiegeln in besonderer Weise den Wandel bzw.
die Kontinuitäten im Verhältnis zwischen Technikern und Öffentlichkeit. Ein besonderes
Interesse gilt dabei den 1970er Jahren, in denen einerseits einige neue Museen geplant wurden
und man andererseits in bereits bestehenden Einrichtungen verstärkt über neue Ziele und
Methoden zu diskutieren begann.

Hier interessieren insbesondere drei Fragen: Erstens: Wie beschrieb man die museale
Technikdarstellung der zurückliegenden beiden Jahrzehnte bzw. (wie) suchte man sich von ihr
abzugrenzen? Zweitens: Welche Wahrnehmungen von technischer und gesellschaftlicher
Entwicklung sowie von einer veränderten Haltung der Rezipienten bestimmte die Diskussion um
neue Museumskonzepte? Drittens: Welche Folgerungen wurden daraus für diese neuen Konzepte
gezogen?

Die Untersuchung von Konzepten, Diskussionsprotokollen, Publikationen etc. zeigt, dass für die
1970er Jahre nicht von einem radikalen Bruch sondern vielmehr von einer Pluralisierung der
musealen Technikdarstellung gesprochen werden sollte. Zwar kann vor dem Hintergrund der
Konzepte aus den 1950er und 1960er Jahren für die 1970er der Beginn einer Erneuerungsphase
festgestellt werden. Hierbei wurden jedoch auch in den neuen Museen ältere Fragestellungen und
Zielsetzungen aufgegriffen, so das Bemühen, Technik als Kulturgut ins Bewusstsein zu rücken.
Umgekehrt setzten sich auch traditionelle Einrichtungen mit den neu aufgeworfenen Problemen
auseinander und sei es nur, um zu zeigen, dass sie in die bestehende Konzeption integrierbar
seien. Nicht zuletzt die fortdauernde Debatte um die Ziele des Public understanding of science in
der heutigen Zeit zeigt, dass darüber, was Technikdarstellung leisten kann und soll, nach wie vor
sehr unterschiedliche Auffassungen bestehen.