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Wolfgang König

Social Construction of Technology (SCOT). Der lange Weg einer Techniktheorie

Gegenstand des Vortrags bildet das im Laufe eines guten Jahrzehnts formulierte Konzept „Social Construction of Technology“. Markante Eckpunkte bilden hierbei der Aufsatz von Wiebe E. Bijker u. Trevor J. Pinch „The Social Construction of Facts and Artefacts“ (1984) sowie Wiebe E. Bijkers Buch „Of Bicycles, Bakelites, and Bulbs“ (1995). Die frühen Publikationen riefen eine umfängliche, aber auch heterogene, widersprüchliche und qualitativ unterschiedliche, Diskussion über den Stellenwert und die Brauchbarkeit des Konzepts hervor. Ungeachtet der Kritik wurde das von einem Holländer und einem Briten verfasste Konzept SCOT zum zentralen Ideologem der amerikanischen bzw. amerikanisierten Technikgeschichte in deren Publikationsorganen, der Tagungen der Society for the History of Technology und der Zeitschrift Technology and Culture. Bijker und Pinch reagierten auf die Kritik, indem sie das zunächst nahezu vollständig aus der Wissenschaftssoziologie transferierte Konzept einer weitgehenden Aus- bzw. Umformulierung unterzogen – bis zum Höhepunkt in Gestalt des Buchs Bijkers von 1995 (und darüber hinaus). Dabei lässt sich durchaus darüber streiten, ob die Fassung von 1995 als eine Ausarbeitung oder als eine Revision des Konzepts zu verstehen ist.

Der Vortrag zeichnet den Werdegang des Konzepts sowie der Kritik an ihm nach und diskutiert die Plausibilität der dabei ins Feld geführten Argumente. In einem abschließenden Fazit werden u. a. folgende Fragen thematisiert:

Welchen Einfluss besaß die Herkunft des Konzepts aus der Wissenschaftssoziologie? Die vertretene These lautet, dass diese Herkunft für bleibende Defizite des Konzepts verantwortlich zeichnet.

Welche Gründe lagen der kulturell unterschiedlichen Rezeption des Konzepts zugrunde? Während es – wie bereits erwähnt – in der amerikanisierten Technikgeschichte zum zentralen Ideologem avancierte, fand es in der deutschen Technikgeschichte wesentlich weniger Beachtung. Die These lautet, dass dies in Spezifika der jeweiligen Wissenschaftskulturen begründet ist.

Wie ist der Ertrag des Konzepts für die Technikgeschichtsschreibung zu werten? Die These lautet, dass es die Anfertigung von Fallstudien befruchtete, aber die Verfolgung größerer Zusammenhänge behinderte.