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Frank Uekötter

Was bietet eine Wissensgeschichte der Technik? Perspektiven und erste Ergebnisse einer historiographischen Herausforderung

Die Wissensgeschichte hat sich in den vergangenen Jahren zu einem
Modebegriff der historischen Forschung geworden. Der hiesige Vorschlag
versucht, einen gerafften Überblick über bisherige Forschungsansätze zu
bieten und die unterschiedlichen, oft gar nicht einmal konfligierenden
Verständnisse einer "Geschichte des Wissens" zu erläutern. Der Vortrag
konzentriert sich dabei vor allem auf jene Ansätze, die über bestehende
historiographische Projekte hinausweisen und einen analytischen Gewinn
versprechen. Leitthese ist dabei, dass eine Wissensgeschichte der
Technik vor allem dann als innovativ zu bewerten ist, wenn sie sich als
eine Wortmeldung bzw. genauer Antwort der Technikgeschichte auf die
disziplinenübergreifende Gegenwartsdiskussion über die
Wissensgesellschaft begreift. Der Vortrag diskutiert das heuristische
Potential einer so verstandenen Wissensgeschichte und nimmt dabei auch
auf laufende eigene Forschungen Bezug. Insgesamt scheint eine
Wissensgeschichte der Technik nicht so sehr auf neue Themen
hinauszulaufen als auf eine anregende Neuformulierung und damit auch
Neubelebung laufender Debatten, indem sie die Vielfalt von
Wissensressourcen in der Moderne herausarbeitet, gängige Teleologien der
"Verwissenschaftlichung" hinterfragt und Kontingenz wie Autonomie des
Produktionsfaktors Wissen betont.