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Judith Igelsböck, Astrid Weiss

Wenn Roboter in unseren Alltag einziehen
Akzeptanzfaktoren für die soziale Interaktion mit Robotern

In den letzten Jahren haben Roboter in unterschiedlichen Arbeitsumgebungen Einzug gehalten: Industrieroboter etablierten sich in der Automobilindustrie, professionelle Serviceroboter werden für die klassischen 3D´s eingesetzt: schmutzige (Dirty), gefährliche (Dangerous), und stumpfsinnige sich wiederholende (Dull) Arbeiten. Gegenwärtig wird von Haushaltsrobotern, die wie Staubsaugerroboter einfache Aufgaben im Haushalt übernehmen oder Sony´s Roboterhund Aibo als Spielkamerad dienen, die höchste die Zuwachsrate erwartet.

Designfaktoren wie Verhalten und Aussehen bestimmen dabei wesentlich über Akzeptanz oder Ablehnung von Robotern. Die Grundhypothese, je höher der Anthropomorphismus-Level (Menschenähnlichkeit) und je geringer die Maschinenähnlichkeit, desto höher die Akzeptanz von Robotern (LifeLikeAgent Hypothesis), ist allerdings nur bis zu einem gewissen Grad haltbar (Mori´s „Uncanny Valley“). Eine aktuelle empirische Studie weist sogar darauf hin, dass Spielroboter und humanoide Roboter mehr gemocht werden als Androide, die den höchsten Anthropomorphismus-Level aufweisen („The Uncanny Cliff“).

Aber nicht nur Form und Verhalten von Robotern haben Einfluss auf deren Akzeptanz, auch das soziokulturelle Umfeld. In Europa ist die Skepsis Robotern gegenüber größer als zum Beispiel in Japan. Die westeuropäische Kultur baut auf eine langjährige Dichotomisierung von Natur und Kultur, in Japan hingegen werden Natur und Kultur nicht als gegensätzlich wahrgenommen, Künstliches wird verwendet um Natur nachzuahmen, während in Europa die Überlegenheit über die Natur im Vordergrund steht. Die Unbekümmertheit der Japaner im Umgang mit Robotern lässt sich auch auf Buddhismus und Konfuzianismus zurückführen, wo im Gegensatz zum Christentum, jedem Objekt eine Seele zugesprochen wird.

Schlussendlich trägt die positive Darstellung von Robotern in der japanischen Literatur zur hohen Akzeptanz bei. Bereits 1951 rettete die Comicfigur „Testuwan Atom“ (übersetzt „Astro Boy“), eine kindlicher Roboter, die Welt vor Aliens.

In Europa stand der Popularität der ersten Automaten Rousseau´s Abscheu vor der Zivilisation und das Ideal des Naturzustandes, so wie die in der Romantik als Akt der Korruption wahrgenommene Maschine gegenüber. Stark verankert ist die als „Frankenstein-Syndrom“ bezeichnete Annahme, jede künstlich erzeugte Kreatur werde sich irgendwann gegen ihre Erfinder wenden (z.B. Pinocchio). Bereits der Erfinder des Wortes „Roboter“, Karel Capek warnt in seinem Werk „R.U.R.: Rossums Universal Robots“ vor Maschinen, die sich aus der Unterdrückung durch die Menschen befreien und Issac Asimow versucht mit seinen drei Gesetzen die Menschheit vor Amok laufenden Robotern zu bewahren.

Hinzu kommen Unterschiede im Arbeitsbereich: Während japanische ArbeitnehmerInnen traditionell zum Unternehmen eine langfristige, fast familiäre Bindung eingehen, sind die Arbeitsverhältnisse in Europa zunehmend kurzfristig und von Umstrukturierungen gekennzeichnet, was dazu führt, dass Roboter als Rationalisierungsinstrument gefürchtet werden.