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Michael Schöneich

Robotertechnik in der DDR von 1980 bis 1990 - Robotertechnik in der Deutschen Demokratischen Republik am Beispiel des VEB Sachsenring Zwickau

Die 5-Jahresplandiskussion 1976/1980 fand unter dem Eindruck der Energie- und Rohstoffkrise der 70iger Jahre statt. Diese Preise stiegen schneller als die der Fertigwaren, so dass für die benötigten Rohstoffe mehr Fertigwaren ausgeführt werden mussten als früher. Außerdem litt die DDR-Wirtschaft unter chronischem Arbeitskräftemangel, v.a. aufgrund des Rückgangs der Geburtenraten und der Flucht in den Westen. Um diesen Faktoren entgegenzusteuern, musste die SED-Führung Maßnahmen ergreifen, um entgegenzuwirken. Die in dieser Zeitphase beginnende rapide Entwicklung der Steuerungs- und Regelungstechnik, die den Einsatz von immer flexibler werdenden Industrierobotern ermöglichte, erschien jetzt als eine einzigartige Möglichkeit, aus dieser Zwickmühle herauszukommen. Nachdem sich in den Jahren 1976 bis 1980 die Arbeitsproduktivität durch die Verbesserung der Arbeitsabläufe um ca. 16% erhöht hatte (z.B. die Schwedter Initiative), sah der Fünfjahresplan 1981/1985 eine Steigerung der Arbeitsproduktivität durch den Einsatz von 45.000 Industrierobotern vor. Es wurde festgelegt, dass jeder Roboter 2,5 Arbeitskräfte freisetzen sollte, also insgesamt 110.000 Arbeitskräfte. Der 5-Jahresplan von 1986 bis 1990 sah die Fertigung von weiteren 80.000 Industrierobotern vor.

Im Vortrag wird diese politisch-planerische Diskussion als eine rationale Strategie der Lösung der o.g. Krisenerscheinungen bewertet; außerdem wird mithilfe eines konkreten Fallbeispiels gezeigt, unter welchen Bedingungen Industrieroboter Anfang der 1980er Jahren im VEB Sachsenring Zwickau eingesetzt wurden (vgl. Günther Hipp, 1982). Im VEB Sachsenring Zwickau wurden Trabant PKWs neben Ersatzteilen hergestellt. Die Vorgabe, die Warenproduktion um 9,8% zu steigern, sollte mit dem Einsatz von 329 Robotern einher gehen, und schon im Mai 1981 arbeiteten hier 188 Industrieroboter.

Von den 1981 eingesetzten 17 prozessflexiblen Robotern stammten acht aus Norwegen (Trallfa), drei aus Schweden (ASEA) und 2 aus den USA (Unimate 4000), die restlichen 4 aus der Produktion der DDR. Diese Roboter wurden für die technisch anspruchsvollen Tätigkeiten wie Lackieren und Schweißen eingesetzt. Hieraus ergibt sich ein Bild der lokalen Aneignung hochwertiger ausländischer Roboter beim gleichzeitigen Einsatz selbst entwickelter einheimischer technischer Lösungen.

Für den erfolgreichen Einsatz war auch die Beachtung der Belange der betroffenen Mitarbeiter ein wichtiges Kriterium. Über Schulungen wurden 1981 ca. 600 Funktionäre, Spezialisten, Produktionsarbeiter und Instandhalter mit dem Robotereinsatz vertraut gemacht. Insgesamt war ein wesentliches Ziel, über die Erkenntnisse in diesem VEB andere Betriebe der DDR sachkundig zu machen.