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Ralf Spicker

Zwischen Science Fiction-Vorstellungen und technisch-wissenschaftlichen Leitbildern: Ein Überblick über die Geschichte und (nahe?) Zukunft des Industrieroboters

Die industrielle Produktion ist bis heute der größte Bereich, in dem Roboter eingesetzt werden. In den 1950er und 60er Jahren wurden die Industrieroboter entwickelt, um dem Menschen gefährliche, schwere und schmutzige Arbeiten abzunehmen. Dies war teilweise inspiriert durch Vorstellungen aus der Science Fiction-Literatur vom Roboter als gehorsamen Helfer des Menschen. Zum technisch-wissenschaftlichen Leitbild für die Entwicklung wurde die automatisierte Handhabungseinrichtung (Industrieroboter) für eine rationalisierte und flexible Produktion – am besten ohne menschliches Zutun.

In der Öffentlichkeit diskutierte man dieses Bestreben als die Schaffung eines „Jobkillers“, dessen Ausdauer, Flexibilität und Wiederholungsgenauigkeit zunehmend den Menschen aus dem Arbeitsprozess verdränge. Die Vorstellung von der menschenleeren Fabrikhalle, in der Industrieroboter technische Artefakte zusammenbauen, beherrschte das Bild der automatisierten Produktion in der Öffentlichkeit und wurde zum Teil Realität.

Der Industrieroboter fand jedoch nur in Teilbereichen der Produktion – im Wesentlichen in der Automobilindustrie – umfassende Verbreitung und löste den Mensch bei bestimmten Tätigkeiten ab. Seit 1961 werden Industrieroboter vordringlich auf dem Gebiet der Handhabung großer und schwerer Werkstücke und deren Bearbeitung eingesetzt. Weitere Einsatzfelder haben die Hersteller erst nach und nach erschlossen, da technische Unzulänglichkeiten der Handhabungsgeräte nur ein „begrenztes“ Einsatzspektrum zuließ, in den der Mensch am besten kein Zutritt hat. Daher musste der Mensch im Einsatzfeld von Industrierobotern durch „Käfige“ oder andere Einrichtungen vor Verletzungen geschützt werden.

Seit ca. 15 Jahren erfolgt eine Weiterentwicklung der Industrieroboter, die wesentlich gespeist wird durch Forschungen für andere Einsatzfelder wie Weltraum, Haushalt und in Forschungseinrichtungen: neue Sensoren soll dem Industrieroboter eine bessere Wahrnehmung seiner Umgebung ermöglichen („situation awareness“) und so eine direkte Interaktion zwischen Mensch und Maschine zulassen. – Der Industrieroboter wird somit aus seinem „Käfig befreit“ und soll in (naher) Zukunft mit dem Mensch im Arbeitsprozess direkt interagieren. Er nähert sich somit dem Leitbild vom universellen Helfer weiter an.