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Susanne Breuss

»Nach diesem Ausflug in die Theorie wollen wir aber zur Praxis zurückkehren«. Zur Vermittlung technischen Wissens in der Ratgeberliteratur für Frauen

Auf den privaten Hauhalt bezogene Ratgeberliteratur (Haushaltsratgeber, Kochbücher, Frauenzeitschriften etc.) ist - aufgrund ihrer massenhaften Verbreitung sowie ihrer Inhalte - eine bedeutende Quelle für die Technik-, Sozial- und Kulturgeschichte der Haushaltstechnik. Haushaltsratgeber zählen zur Gebrauchsliteratur, sie vermitteln Kenntnisse und Normen auf dem Gebiet der Haushaltsführung und beinhalten u.a. Anleitungen und Hinweise für den Gebrauch von und den Umgang mit Haushaltstechnik und spiegeln somit deren jeweiligen Entwicklungsstand. In der Haushaltsratgeberliteratur wird die Haushaltstechnik im Gegensatz zu den meisten anderen Quellengattungen im Kontext des alltäglichen häuslichen Arbeitszusammenhangs dargestellt. Neben den Bedienungsanleitungen der Gerätehersteller ist sie wohl jene gedruckte Quellengattung, die am umfassendsten die Vermittlung eines spezifischen technischen Wissens an (Haus-) Frauen dokumentiert.
Da sich Haushaltsratgeberliteratur in der Regel ausschließlich an Frauen wendet, liegt die Vermutung nahe, daß das durch sie vermittelte technische Wissen durch spezielle geschlechtsspezifische Aspekte gekennzeichnet ist. Die Analyse von Haushaltsratgebern bestätigt diese Annahme.

Trotz aller vorhandenen zeitlichen und sozialen Differenzierungen läßt sich folgendes Grundmuster erkennen: in Haushaltsratgebern wird ein zumeist auf die bürgerliche Hausfrau zugeschnittenes, sehr beschränktes technisches Wissen vermittelt, das auf die richtige Anwendung und den sicheren Gebrauch von technischen Geräten im Rahmen der vorgegebenen Pflichten im Haushalt zielt. Vermittelt wird kein allgemein brauchbares und kein theoretisches Wissen, sondern ein rein zweckgebundenes, auf die Praxis der Hausarbeit bezogenes. Es geht nicht um ein Verstehen von technischen Zusammenhängen, sondern um den reibungslosen Gebrauch von Technik im Rahmen der Hausarbeit. Die Vermittlung technischen Wissens in der Ratgeberliteratur für Frauen dient einerseits der Perfektionierung, andererseits der Zementierung der Hausfrauenrolle: den Frauen wird gerade soviel Technik zugemutet, daß sie zum selbständigen Einsatz und zur Wartung von einschlägigen Geräten im Haushalt imstande sind, aber zuwenig, um darüber hinaus wirklich Nutzen daraus ziehen zu können. Die Haushaltsratgeber forcieren durch ihre sehr fragmentarische Präsentation von Technik nicht nur das Bild vom mangelnden weiblichen Technikverständnis, sondern sie verhindern ein umfassenderes und kritisch-emanzipatives Technikverständnis geradezu.