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Spielen für die nationale Sicherheit: Spacewar und die Anfänge der Computergrafik

Michael Friedewald

Das Spiel folgt in der Regel eigenen, gegenüber anderen Verhaltensbereichen abgegrenzten Regeln; es vollzieht sich im Idealfall frei von äußeren Zwecksetzungen und Zwängen und erschließt dem Menschen damit einen Bereich der Freiheit und der Offenheit des individuellen Handelns. Spiel bedarf eines Freiraumes, anders formuliert der Gelegenheit zur Muße, und findet dementsprechend vornehmlich in der Freizeit statt. Um so erstaunlicher ist es, wenn man betrachtet, welche Transformation die heute wohl beliebteste Form technischer Spiele durchlaufen hat - die Computerspiele. Computer waren bis weit in die siebziger Jahre große und teure Artefakte, die für ernsthafte Anwendungen wie wissenschaftliche Berechnungen, Buchhaltung oder die Steuerung technischer Systeme verwendet wurden. Dennoch sind Computerspiele so alt wie der Computer selbst.

Der Vortrag schildert die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, unter denen die Computerspiele der Fünfziger- bis Siebzigerjahre entstanden sind. Ausgangspunkt ist das erste Tic-Tac-Toe-Programm, das 1950 für den englischen EDSAC-Computer geschrieben wurde. Im Zentrum stehen die ersten studentischen Computerenthusiasten am MIT um 1960, die auf den vom Pentagon finanzierten Computern bei der Programmierung erster grafisch orientierter Spiele wie "Spacewar!" ihr Programmierkönnen maßen und dabei gleichzeitig dem Feld der Computergrafik (und der Künstlichen Intelligenz) einen entscheidenden Anstoß gaben. Dabei wird deutlich, wie die belächelten oder gar als Verschwendung teuerer Computerressourcen kritisierten Anwendungen zur treibenden Kraft für Hard- und Software wurden, die ihre erste "ernsthafte" Verwendung im militärischen Umfeld fanden.