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Basteln, Konstruieren und Erfinden: Kennzeichen der Radioentwicklung

Alfred Kirpal

"Der Urquell aller technischen Errungenschaften ist die göttliche Neugier und der Spieltrieb des bastelnden und grübelnden Forschers und nicht minder die konstruktive Phantasie des technischen Erfinders" heißt es in der Rede Albert Einsteins zur Eröffnung der Funkausstellung 1930.

Diese Lobeshymne auf den Spieltrieb des Bastlers aus dem Munde des wohl bedeutendsten Theoretikers des 20. Jahrhunderts zu hören, mag zunächst verblüffen. Die Geschichte des Rundfunks als Technik zeigt jedoch an vielen Beispielen, dass es in der Tat nicht nur Theorien wie die der elektromagnetischen Wellen oder der elektronischen Schaltungen waren, die diese Technik entscheidend befördert haben.

Der experimentelle Nachweis der Existenz elektromagnetischer Wellen, die Entwicklung der Elektronenröhre als Verstärkerbauelement, der Entwurf von Röhrenschaltungen zur Schwingungserzeugung und der Bau von Rundfunkempfängern sind in die Technikgeschichte als erfolgreiche Beispiele "bastelnder Tätigkeit" oftmals später berühmt gewordener Erfinder eingegangen.

Radiobasteln war sowohl Freizeitbeschäftigung und technisches Spiel für männliche Akteure, Frauen lassen sich hierbei nicht ausmachen, als auch zeitbedingte Erkenntnismethode zur Hervorbringung technischer Lösungen. Technisches Spiel wurde damit auch zu innovativer technischer Arbeit, zumindest solange, bis die komplizierter werdende radiotechnische Entwicklung dem Bastler nur noch wenig Erfolg zuwies. Zu einfach wäre es allerdings anzunehmen, dass damit alle Bastler lediglich zu Technikkonsumenten wurden, die Sparte der Radio-Bastler hat sich lange gehalten, bei zunehmender Theoriefundierung ihres Tuns.